1990          

  • Der Untergang der DDR war vorprogrammiert und der Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland wurde vorbereitet und durchgeführt.
  • Es entstand somit im ehemaligen Zentralen Pionierlager eine grundsätzlich neue, ganz unsichere Situation. Diese total geänderte gesellschaftliche Situation galt einmal für den Trägerbetrieb, aber auch für die gesamte Mitarbeiterschaft und die Einrichtung selbst.
  • Nach der Wiedervereinigung  war die sogenannte „Treuhand-Gesellschaft“ für die Privatisierung der ehemaligen volkseigenen DDR-Betriebe zuständig.
  • Das ehemalige Zentrale Pionierlager war nun rein rechtlich wieder Eigentum des Trägerbetriebes VEM Elmo Thurm.
    Es gehörte aber nicht zum eigentlichen Geschäftszweck, der Herstellung von Elektromotoren.
    Solche „geschäftsschädigenden“, nicht auf Gewinn ausgerichteten, Bereiche bzw. Objekte wurden damals durch die Treuhand entweder ausgegliedert, verkauft, abgewickelt oder geschlossen.
  • Unzählig viele Gespräche wurden geführt und protokolliert sowie jede Menge Schriftverkehr (in unserem Archiv als dicker Ordner vorhanden) pendelte zwischen Berlin, Chemnitz, Leipzig, Dresden und Schneeberg – zu Bundesministerien und Bezirksverwaltungen, zu Treuhandanstalt und Trägerbetrieb u.u.u..
  • Die Einführung der Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion1 ab dem 1.7.1990  in den 5 neuen Bundesländern machte die Situation für unsere Einrichtung auch nicht einfacher – im Gegenteil!
     

Der 12.09.1990  war ein Tag, an dem es mit mehreren Ideen und Initiativen nun um den Erhalt der Zentralen Pionierlager ging.

  • So gab es einen  Beschluss des Ministerrates der DDR über die Errichtung einer Stiftung „Kinderwelt“ –  die Gründung wurde allerdings nicht umgesetzt. 
    Es folgten Briefwechsel und Gespräche mit der Treuhandanstalt um die Gefahr einer Zweckentfremdung oder eines Verkaufs abzuwenden.
  • Am gleichen Tag gründete sich der Landesverband der Kinder- und Jugenderholungszentren Sachsen e. V.  im KEZ Limbach-Oberfrohna mit Unterstützung der  Bezirksverwaltungsbehörden. Die Erhaltung und Überführung der ehemaligen Zentralen Pionierlager (ZPL) in die neue Struktur der Jugendarbeit in Sachsen war das große Ziel
    (von ursprünglich 11 ZPL`s in Sachsen bildeten 6 den genannten Landesverband, die restlichen 5 gingen andere Wege oder wurden geschlossen).
    Grundgedanke war die Gründung von Trägervereinen an den einzelnen ZPL`s und der Abschluß von Nutzungsverträgen mit den Trägerbetrieben.

Wikipedia sagt dazu:   „Die DDR übernimmt das wirtschafts- und sozialpolitische System der Bundesrepublik und führt die D-Mark als alleiniges Zahlungsmittel ein. 
     ... Damit ist die wirtschaftliche Eingliederung der DDR in die Bundesrepublik vollzogen.“

  • Im Dezember 1990  stand fest, der Trägerbetrieb des ehemaligen Zentralen Pionierlagers „Wilhelm Pieck“, der VEM Elektromotorenwerke Thurm GmbH wird diese Einrichtung schließen und soll gegebenenfalls verkauft werden!
  • Alle Aggregate wurden „heruntergefahren“ (Strom aus, Heizung aus, Tor zu) . Alle Mitarbeiter wurden zum 1.1.1991 auf Kurzarbeit Null gesetzt, somit durfte kein Mitarbeiter mehr arbeiten und es war keiner mehr vor Ort.
  • Damit wollten sich die damaligen, sehr engagierten Mitarbeiter, nicht einfach abfinden und somit begann der harte Kampf um die Erhaltung dieser doch für damals modernen Kindereinrichtung.
    Unter den neuen gesellschaftlichen Bedingungen war nur die Gründung eines gemeinnützigen Betreibervereins denkbar um die Einrichtung zu erhalten. Einige unermüdliche ehemalige Mitarbeiter gingen nun auf Suche nach weiteren Helfern und Unterstützern für die Erhaltung der wirklich wunderschönen Einrichtung für Kinder und Jugendliche. Sie klopften an viele Türen, unter anderem bei den damaligen Bürgermeistern der Stadt Schneeberg, der Gemeinden Lindenau und Hartmannsdorf sowie den beiden Landkreisen Aue und Zwickauer Land. Alle fanden im Vorab das Vorhaben, die Kindereinrichtung am Ufer des Filzteiches zu erhalten, sehr gut und waren bereit sich zu engagieren und ihre Kraft zu investieren.  Jedoch mussten  die jeweiligen Stadt-, Landkreis- und Gemeinderäte noch darüber befinden. Eine Verwaltungshürde, die es zu nehmen galt.

1991         

  • In der Nacht von Januar zum Februar 1991 wurde durch Frostschäden eine Havarie ausgelöst. Über 11 Heizkörper allein im Küchengebäude sind geplatzt.
    Auf Grund des kompletten „Runterfahrens“ und der Stilllegung wurde diese Havarie begünstigt.
  • Ab 19.2.1991 durfte dann, unter Vorlegung eines Konzeptes , die Einrichtung weiterbetrieben werden – auf eigenen Kosten! Die Einnahmen mussten die Ausgaben decken!

  1. Quartal 1991         

  • Zwei der wichtigsten Grundlagen für das Weiterbestehen der Einrichtung wurden vorangetrieben:

  • Erarbeitung einer Satzung als Grundlage für die Gründung eines gemeinnützigen Trägervereines im Bereich Kinder- und Jugendarbeit/-erholung.
  • Aushandeln und Formulierung eines Bewirtschaftungs- oder Pachtvertrages zwischen diesem Trägerverein und dem VEM Elmo Thurm als Objektinhaber.
  • Diese beiden Hauptaufgaben und Grundlagen für das Weiterbestehen der Einrichtung waren völliges Neuland. Vereine in dem Sinne gab es in der DDR-Vergangenheit nicht.
    Es galt bei einer Vereins-Gründung zu berücksichtigen:
    - die Findung von geeigneten Mitgliedern mit Verständnis für die Kinder- und Jugenderholung,
    - die Anerkennung der Gemeinnützigkeit musste gewährleistet sein,
    - das Wissen um das Prozedere der Gründung und der dazugehörigen Protokollierung sowie die Eintragung des Vereines beim zuständigen Amtsgericht.
    Mit welch Initiative und Engagement wurde hier ein komplett neues und und für alle fremdes Aufgabenfeld bearbeitet, was in keinstem Sinn mit der eigentlichen Arbeit, nämlich die mit Kindern und Gästen einherging.

    Im März des Jahres 1991 waren die Vorbereitungen für die Vereinsgründung abgeschlossen, die Grundlagen zur Gründung eines gemeinnützigen Vereines im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit/Jugendhilfe waren vollbracht.